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Eine Geburtstags-Vision für die Welt in 2020

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Heute ist mein Geburtstag. Von Alexander Kaiser habe ich gelernt, dass man eine Vision braucht, um seine “Berufung” zu finden / zu verwirklichen (wahrscheinlich würde er es anders sagen). Gemeinsam mit ihm sind wir (SERI) ja seit einiger Zeit unterwegs, unsere (gemeinsame) Vision zu finden, zu schärfen, weiter zu entwickeln. Siehe z.B. hier die Seiten 34 und 35. Und Geburtstage sind immer gute Gegegenheiten, das Erreichte zu überprüfen und neue Schritte zu setzen.
Aber eigentlich will ich ja auf ganz was anderes hinaus.

Neulich ist es mir ziemlich plötzlich in den Kopf geschossen, dass wir auch für “die Welt”, die wir mit unserer Arbeit erreichen wollen, eine Vision brauchen, die es sich lohnt, anzustreben. Und hab gleich angefangen zu schreiben:

Vision: die Welt in 2020

Seit der „Finanzkrise” 2008 ist die Wirtschaft in Europa und den meisten anderen OECD-Ländern nicht mehr nennenswert gewachsen. Es kam aber auch zu keiner Depression. Der materielle Wohlstand hat sich aufgrund der weiterhin zunehmenden Ausstattung mit langlebigen Konsumgütern weiter erhöht, obwohl das Pro-Kopf-Jahreseinkommen einer ÖsterreicherIn in etwa konstant blieb. Die Einkommensunterschiede innerhalb der Gesellschaft haben sich jedoch spürbar verringert. Die Menschen nehmen dies alles als stetige Erhöhung der Lebensqualität wahr, wie aus regelmäßigen Messungen von Statistik Austria hervorgeht.
Global hat sich der Anteil der Menschen, die ein Einkommen erwirtschaften, wie es heute 20% der Menschen genießen auf ca. 33% erhöht. Ein weiteres Drittel verdient im Durchschnitt etwa 50% dieses Werts, das restliche Drittel durchschnittlich 1/10. Insbesondere Afrika ist wirtschaftlich immer noch weit abgeschlagen, weist aber Wachstumsraten auf, die vor 10 Jahren nur aus Indien oder China bekannt waren. Dort hat sich das Wirtschaftswachstum auf 3-5% p.a. „normalisiert” – das pro-Kopf-Einkommen liegt in den meisten Regionen Asiens immer noch deutlich unter dem Europas.
Möglich war diese Entwicklung nur durch eine dramatische Erhöhung der Ressourcenproduktivität -seit einigen Jahren sinkt der Welt-Ressourcenverbrauch absolut ab. Dazu waren weitreichende technologische, gesellschaftliche und wirtschaftspolitische Veränderungen nötig – und möglich. Bei der Welt-Finanzkonferenz, die im April 2009 in London stattfand, wurde erstmals ein Modell aufgegriffen, das die Welt-Geldmenge an den über die Zeit planmäßig sinkenden Welt-Ressourcenverbrauch koppelt – ein Plan, der 2012 das Kyoto-Protokoll abgelöst hat. Neben diesem globalen Mechanismus wurden nationale Zentralbanken in ihrer Geldpolitik gestärkt (in Europa die EZB) sowie ein blühendes Regionalwährungssystem gefördert. So wurde der „Kapitalismus”, der sich um die Jahrtausendwende zu einem un-nachhaltigen Turbokapitalismus verselbständigt hatte „gezähmt” und auf ein nachhaltiges Regulierungsniveau zurück geführt.
Wirtschaftspolitisch ist es gelungen, die Zahl der Arbeitsplätze auf hohem Niveau zu halten, indem immer mehr Unternehmen (unterstützt durch eine entsprechende Arbeitsmarkt- und Konjunkturpolitik) dazu über gegangen sind, Produktivitätsfortschritte in kürzeren und gleichzeitig flexibleren Arbeitszeiten abzugelten. Heute liegt der Zielwert eines Normalarbeitsplatzes bei ca. 60.000 Erwerbsarbeitsstunden. Diese Arbeitszeitkonten haben die früher sozialpolitisch relevanten „Durchrechnungszeiträume” in der Pensionsversicherung abgelöst. Ein wesentlich umgestaltetes, umlagefinanziertes Pensionssystem ergänzt die auf dem Weg zu einem garantierten Grundeinkommen schrittweise abgebauten anderen Sozialleistungen.
Die einheitliche Sozialpolitik Europas befindet sich in einer Übergangsphase zu einem solchen Grundeinkommen (von 1000 Euro/Monat – in Werten von 2008) in Form einer negativen Einkommensteuer mit einer „flat tax” von 25%. Das Steueraufkommen wird heute zu einem überwiegenden Teil aus einer Ressourcensteuer finanziert. Dem Modell einer RessourcenInputSteuer haben sich praktisch alle OECD-Länder, zu denen auch Russland und China gehören, angeschlossen. Neben der direkten Ressourcenentnahme innerhalb dieser steuerharmonisierten Zone garantiert ein Grenzausgleichsmechanismus die Fairness und Effizienz gegenüber dem „Rest der Welt”. Dieser Mechanismus basiert auf einem System, das es ermöglicht, für alle gehandelten Produkte den spezifischen Ressourcenverbrauch (von der Wiege bis zur Wiege) anzugeben, der letztlich auch – als Entscheidungshilfe für die KonsumentInnen – als Produktinformation angegeben ist. So weiß heute jedes Kind, welchen Anteil der Verzehr eines Apfels oder eine Urlaubsreise am persönlichen „ökologischen Rucksack” hat.
Ein starker gemeinwirtschaftlicher Sektor unterstützt Menschen, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen am Arbeitsmarkt teilnehmen wollen, aber auf Probleme stoßen, wobei der Begriff „Arbeitsmarkt” heute völlig anders verstanden wird: nur mehr ca. 10% einer Lebenszeit sind heute mit Erwerbsarbeit ausgefüllt. 1950 lag dieser Wert noch bei etwa 20% für Männer (bei Frauen weit darunter). Unbezahlte Eigen-, Versorgungs- und Gemeinschaftsarbeit leisten heute einen wesentlichen, mit gesellschaftlicher Wertschätzung bedachten und im Gegensatz zu früher wesentlich gleichmäßiger verteilten Beitrag zur „Produktion” von Lebensqualität bei.
Andererseits ist das Schlagwort „full participation” heute insofern Realität, als praktisch jeder und jede an der gesellschaftlichen Produktion von Lebensqualität teilnimmt und gleichzeitig (über den Lebenszyklus) von den so erwirtschafteten „Sozialleistungen” profitiert. Bspw. sind aus dem 2008 eingeführten „Papamonat” drei-Jahre geworden, während derer eine flexible Zusammenarbeit mit dem früheren Arbeitgeber heute für Männer und Frauen die Normalität ist.

Soweit ein erster Entwurf. Sicher noch nicht ausgegoren – aber eben eine Vision. Comments are very welcome!
Mein Ziel für’s neue Lebensjahr: dazu beizutragen, diesem Ziel näher zu kommen!


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